Töggelikasten und Turnschuhe: Wie weich ist die heutige Rekrutenschule?

Die Rekrutenschule ist in den letzten Jahren kritisiert worden: Sie sei zu weich, die jungen Männer hätten zu viele Freiheiten. Nun aber kehrt eine neue Ernsthaftigkeit ein. Zu Besuch bei der Inspektion der Infanterieschule 11.

Drei Soldaten stehen dicht an die Wand gepresst. Sie wissen, hinter der Tür zu ihrer Rechten hat sich ein Terrorist mit Geiseln verschanzt. Auf ein Zeichen stürmen sie los. Schüsse fallen. Ein Soldat wird getroffen. Der beaufsichtigende Wachtmeister markiert das verletzte Bein mit Kunstblut. Dann geht es schnell. Der Terrorist gibt auf, ein Rekrut schnürt die Wunde ab und trägt seinen verletzten Kameraden auf den Schultern aus der Industrieanlage.

Es ist Inspektion an der Infanterieschule 11. Auf dem Waffenplatz Herisau-Gossau muss die Infanteriekompanie 2 ihrem Schulkommandanten beweisen, was sie in den letzten elf Wochen gelernt hat. Oberst Simon Hobi steht auf einer Empore und beobachtet die Szenerie, hinter ihm steht eine Büroordonnanz und macht Notizen. Beim anschliessenden Debriefing zeigt er sich zufrieden mit dem, was er gesehen hat. Mit einer Einschränkung: «Das nächste Mal werden keine irregulären Streitkräfte mehr eingesetzt.» Also keine Terroristen mehr, sondern reguläre Soldaten. Der Feind soll künftig immer eine reguläre Armee sein – besser oder zumindest gleich gut ausgerüstet wie die Rekruten.

Beim Schlussrapport scheint in Gossau zum ersten Mal die Sonne durch die Wolken. Trotz der abfallenden Anspannung lauschen die Rekruten gebannt. Kritik nehmen sie ernst. Lob saugen sie auf. Ein Rekrut sagt: «In solchen Momenten versteht man, warum man hier ist.»

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