«Aufrüstung in Europa – Was macht die Schweiz?»

Kkdt a.D. Markus Gygax, ehem. Kommandant der Luftwaffe

…Die EU will in den kommenden Jahren 800 Milliarden € für die Aufrüstung ausgeben. Europa bereitet sich auf einen möglichen Krieg mit Russland vor. Braucht es mehr Support für die Schweizer Armee und bessere Bedingungen für die Rüstungsindustrie?… (SRF Dok vom 24.4.25: Michael Zollinger, Karin Bauer, Simon Christen; Leitung: Nathalie Rufer)

Welch eine Frage vom SRF, nachdem alle Länder Europas mit grossen Anstrengungen in ihre – in die europäische – Sicherheit investieren und ja offensichtlich ist, dass die Schweiz im Zentrum davon massiv profitiert.

Dass in diesem Kontext der grossen Sorgen von allen Ländern rund um uns herum, der finanzielle Aufwand, gemessen am jeweiligen Brutto-Inland-Produkt, BIP, von mindestens 2%, einzelne wie Polen über 4%, in keiner Weise erwähnt wird, ist ein Hohn. Ein Hohn, weil die Schweiz sich zurzeit mit 0,7% Aufwand für die NACHrüstung ihrer Armee am Schwanz der europäischen Staatenliste befindet. Das wäre in der Pflicht der SRF Regie gewesen, diese Tatsache den Zuschauern einmal klar darzulegen.  
Die Schweiz, als reichstes Land von Europa, die auch ihren Beitrag zur Sicherheit dieses Kontinents beitragen muss, diskutiert in der Politik seit langem, ob man die Anstrengungen für die Sicherheit auf 1% (!) anheben könnte bis 2032 oder doch erst bis 2035.

Der zweite Hohn, in diesem so ernsten Thema, ist das Konsultieren von Exponenten, die seit 43 Jahren die Abschaffung der Armee fordern. Jo Lang, den ich als Mensch schätze (ich kenne ihn seit Jahren und hatte zahlreiche Auftritte mit ihm), aber seine Ansicht verachte, wird seit Jahrzehnten vom SRF eine Plattform geboten, wenn es um die Armee geht. Er hat weder ein politisches Mandat, wurde als Nationalrat vor Jahren abgewählt, noch hat er sonst eine führende Funktion. So, wie die SRG ihn platziert haben, geniesst er einen Auftritt vis à vis von hohen Offizieren, inkl dem Chef der Armee, mit einer Aussage, die einer Binsenweisheit entspricht. Es ist doch in unserem Land niemand gegen die guten Dienste der Schweiz. Jetzt geht es um die Sicherheit unseres Landes und unseren Beitrag zur Sicherheit Europas, seit dem brutalen Angriffskrieg der Russen. Das Eine tun und das Andere nicht lassen, ist doch die aktuelle Devise!

Im Übrigen lautet der Titel der Sendung: «Aufrüstung in Europa – Was macht die Schweiz?». Was, hat das mit einer humanitären Aktion der Schweiz in Kolumbien zu tun? Für mich war das ein Ablenkungsmanöver der SRF Regie für das völlig ungenügende Handeln der Schweiz, die aus dem friedlichen, pazifistischen Wohlstandsleben der letzten 30 Jahre mit der harten Realität eines Angriffskrieges in Europa konfrontiert wird. 

Die Autoren als Medienverantwortliche des staatlichen Fernsehens sollten sich auch aus der Komfortzone bewegen und unseren Bürgern die Realität näher bringen. Zum Beispiel: Kennen Sie ein Land in Europa, das seine Armee abschaffen will?

Oder, nehmen Sie die Worte von Roderich Kiesewetter: «Freiheit bedeutet auch, dass sie verteidigt werden muss. Und Freiheit ist nicht die Freiheit von Verpflichtung. Für den Triumpf des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.»

Ursprungsartikel und -film auf SRF