Schutz, Feuerkraft, Bewegung

Der Leopard 2, hier im Schuss anlässlich der multinationalen Übung TRIAS 25, bildet das Rückgrat der Schweizer Panzerwaffe. (Quelle: Etienne Alder, Mech Bat 14)

Dr. Peter Forster, Oberst/Rgt Kdt aD, Publizist und Buchautor

In der „NZZ am Sonntag“ stimmt ein ex-Dozent der Militärakademie den Schwanengesang auf die Panzerwaffe an. Er hält Kampf-, Schützen- und Spezialpanzer schlicht für überholt, überflüssig, dem Untergang geweiht. Auf einer ganzen Seite kratzt er Argumente zusammen, aber seine Suppe fällt dünn aus, fad, wenig überzeugend. Den Panzer ausgerechnet jetzt, im Angesicht zweier langwieriger Kriege, so radikal abzuschreiben, ist grob fahrlässig. 

In der Ukraine sucht Präsident Putin die Übermacht mit kampfwertgesteigerten Tanks zu erringen; die neuesten Modelle hält er für spätere Waffengänge zurück.

In Israel haben mit dem Generalstabschef Eyal Zamir die Panzeroffiziere das Szepter von den Fallschirmjägern übernommen. Im schmalen Gazastreifen operieren derzeit fünf Divisionen. Drei davon, die Divisionen 36, 162 und 252, sind Top-Panzerverbände; eine, die 98., vereint die Elite des Fallschirmkorps, die fünfte ist die angestammte 143. Gazadivision.

Panzer beherrschen das Gefechtsfeld

In beiden Kriegen, je wenige Flugstunden von Zürich entfernt, beherrschen Panzer das Gefechtsfeld. Die führenden NATO-Armeen, allen voran die USA, erneuern ihre Kampf- und Schützenpanzer gleichermassen. Das Trophy-System der israelischen Rüstungsindustrie wehrt Raketen und Panzerfäuste ab. In Deutschland leistet der Branchenprimus, Rheinmetall mit Hauptsitz in Düsseldorf, für den vielfach verbesserten Leopard 2A8 Überstunden – nicht umsonst.

Die US Army schützt ihre Abrams-Panzer mit dem Abwehrsystem Trophy links und rechts am Turm. (Quelle: US Army)

Wie da ein ex-ETH-Dozent auf die Idee kommt, moderne Armeen brauchten keine Tanks mehr, bleibt schleierhaft. Unterstützung verdienen all diejenigen, die sich für die Panzerwaffe stark machen. Diese verbindet massiven Schutz, überlegene Feuerkraft und frappante Beweglichkeit und ist für jede Armee, die auf sich hält, schlicht unentbehrlich. Seit 1917/18 im Ersten Weltkrieg General John J. Pershing und ein gewisser George S. Patton auf ihren Tanks die Waage zugunsten der Westmächte senkten, kommt keine ernstzunehmende Streitmacht mehr ohne die Kampfkraft der Panzer aus.

Schwungvolle OG Panzer

In der Schweiz tritt die Gesellschaft der Panzeroffiziere den Verächtern ihrer Waffe entgegen. Unter ihrem initiativen Präsidenten Oberstlt i Gst Erich Muff, seines Zeichens Kommandant des Panzerbataillons 13, erhebt sie ihre Stimme. Sie fordert den Aufbau, nicht den Abbau unserer Panzerwaffe. Als Muff sein Bataillon übernahm, schrieb er lapidar: «Egal was, wann und wo – im Ernstfall müssen immer Optionen zum Handeln auf den Tisch. Wer vorbereitet ist, hat solche Optionen und findet Lösungen. Daran arbeiten wir. Es lohnt sich!“ 

Zukünftige Struktur der mechanisierten Divisionen gemäss Vorschlag OG Panzer

Es werden zum besseren Verständnis bewusst die bekannten, heute bereits eindeutig definierten Bezeichnungen für Truppenkörper und Grosse Verbände verwendet. Im Rahmen des Zielbildes 2030 wird eine Anpassung der Bezeichnungen diskutiert. Ferner wird im Kriegsfall je nach Bedarf die Struktur angepasst, um Kampfgruppen zu bilden. Unabhängig der Bezeichnung und Gliederung wird es nötig sein zusätzliche Verbände aufzustellen.

Muff und seine Mitstreiter bringen Forderungen, die Rückhalt verdienen, auch staatspolitisch. Den Panzeroffizieren ist zu ihrem Mut zu gratulieren, zu ihrem Kampfgeist, zur ihrer Klarheit auch, dass endlich einmal jemand klipp und klar sagt, was Not tut. Erich Muff setzt dem politischen und publizistischen Gedruckse ein Ende, das sich scheut,Ross und Reiter zu benennen. 

Panzer – Schlüsselwaffe im Kalten Krieg

Amerikas Geschichte von 1917/18 fand ihren Fortgang im Zweiten Weltenbrand und im Kalten Krieg. Über das bipolare Ringen der Jahre 1947–1991 haben die beiden Berner Marc Lenzin und Stefan Bühler ihr viertes Panzerbuch abgeschlossen. Es erscheint im Sommer im Stuttgarter Motorbuchverlag. Auch während der atomaren Konfrontation der USA und der Sowjetunion dominierten Kampfpanzer am Boden das Gefechtsfeld.

Israels revolutionärer Kampfpanzer Merkawa führt eine ganze Gruppe Panzergrenadiere mit sich. (Quelle: IDF)

Der Brite Max Hastings lässt in seiner Vision den Dritten Weltkrieg am Fulda Gap, jener ominösen Lücke zwischen Thüringen und Hessen mit einem Panzergefecht beginnen. Thüringen gehörte zur DDR und mithin zum Warschaupakt; Hessen bildete an der Achse nach Frankfurt ein Bollwerk der damals starken Bundesrepublik und damit der NATO, die den russischen Angriff bis auf die Zähne bewaffnet erwartete. Ein anderer Erfolgsautor, der amerikanische Major Harold Coyle, adelt im Thriller Team Yankee den Neuling in seiner Panzerkompanie mit den Worten „He has seen the Elefant“, weil dieser am Horizont erstmals eines Sowjet-Tanks gewahr wurde.

Oder in Marc Lenzins Worten: „Die Panzerwaffe entwickelte sich nicht nur zu einem Symbol des militärischen Kräfteverhältnisses zwischen Ost und West, sondern sie bestimmte auch an den entscheidenden Brennpunkten des Kalten Krieges den Lauf der Geschichte.»