«Unsere Nachbarstaaten können unsere Neutralitätspolitik nicht mehr nachvollziehen. Ich glaube nicht, dass sie uns im Ernstfall beistehen würden»

Thomas Rothacher, der stellvertretende Rüstungschef des Bundes, spricht über die Bedrohung durch Russland und Kampfdrohnen für die Schweizer Armee: «Die Drohnenabwehr ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Wer sich schneller anpasst, hat klare Vorteile auf dem Schlachtfeld.»

Herr Rothacher, am vergangenen Wochenende hat die Ukraine einen spektakulären Drohnenangriff auf russische Militärflugplätze ausgeführt. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Videos gesehen haben?

Mich hat dieser Drohnenangriff überrascht. Wir wissen, dass Drohnen das Schlachtfeld verändert haben. Dass nun aber mit einer Vielzahl von relativ kleinen Drohnen auf solch grosse Distanzen, beziehungsweise im Hinterland, gewirkt wird, hätte ich so nicht erwartet. Die Videos zeigen uns, dass sich Kriege und Konflikte verändert haben, sie sind dynamischer, asymmetrischer, teilweise automatisierter geworden und verlangen neue Abwehrmechanismen.

Die Schweizer Armee will ihre Soldaten künftig mit kleinen Angriffsdrohnen ausstatten. Doch das Projekt steht noch ganz am Anfang, die Soldaten machen erste Gehversuche im Dienst. Haben Sie das Thema verschlafen?

Keineswegs. Erste Arbeiten zum Thema Drohnen gab es im Technologiezentrum des VBS bereits ab 2017. Der Chef der Armee und das Bundesamt für Rüstung Armasuisse haben dann 2024 eine Task-Force Drohnen gegründet, welche ich leite. Uns war mit Blick auf den Krieg in der Ukraine klar: Dieses Thema wird uns noch lange beschäftigen, und wir müssen auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Unsere Truppen sollen einerseits bis Ende 2027 lernen, Drohnen für Aufklärung und präzise Angriffe einzusetzen. Gleichzeitig wollen wir die Drohnen und ihre Technologie in der Schweiz entwickeln und produzieren und so unabhängig vom Ausland werden.

Ganzer Interview auf NZZ