«Für Putin eine krachende Niederlage»

Das aggressive Russland wartet auf Anzeichen westlicher Schwäche – womöglich, um dann zu testen, wie stabil die Nato wirklich ist. Journalist Michael Thumann erklärt, was Moskau erreichen will.

Als zunehmend autoritär, aber dennoch umgänglich sahen viele westliche Staaten Russland unter seinem Langzeitmachthaber Wladimir Putin an. Deutliche Warnungen vor dem revanchistischen Charakter des Kremlregimes verhallten meist. Erst mit der Vollinvasion der Ukraine 2022 war diese Illusion endgültig dahin. Michael Thumann, Journalist und «Zeit»-Korrespondent, gehört zu den frühen Mahnern.

Im Interview erklärt Thumann, warum der russische Imperialismus derart langlebig und aggressiv ist, weshalb der bisherige Kriegsverlauf für Putin eher einer Niederlage gleicht und warum die Nato dennoch vorsichtig und gewappnet sein muss.

t-online: Herr Thumann, Sie halten sich als westlicher Journalist immer wieder längere Zeit in Russland auf. Haben Sie dort Angst vor Repressalien oder gar einer Festnahme?

Michael Thumann: Derzeit schätze ich die Gefahr einer Inhaftierung geringer ein. Aber ich treffe durchaus Vorsichtsmaßnahmen.

Welche?
Nicht unangenehm auffallen. Ich halte mich in Russland an Gesetze und Vorschriften, ich achte darauf, im Alltag keinerlei Aufsehen zu erregen. Ich respektiere die Verkehrsregeln, auf dem Fahrrad halte ich bei Rot und steige bei Überquerung eines Zebrastreifens ordnungsgemäß ab. Ich halte Visa- und Registrierungsfristen genau ein.

Ganzes Interview auf t-online, Foto: boellstiftung/Wikimedia