Laut Jacques Pitteloud ist die Lage in Europa so gefährlich wie noch nie in den letzten Jahrzehnten. Doch in der Schweiz sei das Bewusstsein für den Ernst der Situation erstaunlich wenig ausgeprägt.
Diese Woche sind erneut russische Flugzeuge in den Nato-Luftraum eingedrungen, diesmal über Litauen. Europäische Politiker sprechen zunehmend davon, dass sich Europa im hybriden Krieg mit Russland befinde. Wie beurteilen Sie die allgemeine Sicherheitslage?
Wir befinden uns in einer Art Zwitterzustand, was dazu führt, dass die Lage so gefährlich ist wie noch nie in den letzten Jahrzehnten. Denn die massgeblichen Akteure USA und Russland lassen ihre wahren Absichten weitgehend im Dunkeln und senden widersprüchliche Botschaften aus. Die Pläne des Weissen Hauses für Europa und die Ukraine sind gelinde gesagt nicht eindeutig. Moskau betont derweil, man sei Opfer eines organisierten Angriffs des Westens gegen das wiedererwachte Russland. Und erklärt gleichzeitig, man wolle seine alte Einflusssphäre über Europa zurückgewinnen. In der Sicherheitspolitik ist nichts so gefährlich wie Ungewissheit: Wenn die Absichten des einen Akteurs nicht eindeutig sind, kann der andere Akteur die falschen Schlüsse ziehen.
Ganzer Artikel auf NZZ (Bezahlartikel), Foto: RAOBZFCH/Wikimedia